Wie lassen sich Handel und ökologische Nachhaltigkeit miteinander vereinbaren?
Die Ausweitung des Welthandels und die zunehmende Integration globaler Wertschöpfungsketten werfen die Frage auf, wie Handel und Umwelt miteinander interagieren. Was sind die Auswirkungen des Handels auf die Umwelt? Und wie kann umgekehrt eine sich verändernde natürliche Umwelt (z. B. die Auswirkungen des Klimawandels) die Handelsmuster verändern? Ist die Liberalisierung des Handels gut oder schlecht für die Umwelt? Was sind die kurz- und langfristigen Folgen, und kann eine optimale Kombination von Handels- und Umweltpolitik die Vorteile des Handels nutzen und gleichzeitig die Umweltkosten minimieren?
Der Handel kann sowohl positive als auch negative Auswirkungen auf die Umwelt haben
Das Wirtschaftswachstum, das sich aus der Ausweitung des Handels ergibt, kann direkte Auswirkungen auf die Umwelt haben, indem es die Umweltverschmutzung erhöht oder die natürlichen Ressourcen verschlechtert. Darüber hinaus kann die Liberalisierung des Handels in einigen Ländern zu einer Spezialisierung auf umweltintensive Tätigkeiten führen, wenn die Umweltpolitik in den einzelnen Ländern unterschiedlich streng ist – die so genannte „pollution haven“-Hypothese.
Ein verstärkter Handel kann jedoch durch die Förderung des Wirtschaftswachstums, der Entwicklung und des sozialen Wohlergehens wiederum zu einer größeren Kapazität für ein wirksameres Umweltmanagement beitragen. Noch wichtiger ist, dass offene Märkte den Zugang zu neuen Technologien verbessern können, die lokale Produktionsprozesse effizienter machen, indem sie den Einsatz von Energie, Wasser und anderen umweltschädlichen Stoffen verringern.
Ebenso kann die Liberalisierung von Handel und Investitionen den Unternehmen Anreize bieten, strengere Umweltstandards zu übernehmen. Je stärker ein Land in die Weltwirtschaft integriert ist, desto stärker ist sein Exportsektor den Umweltauflagen der führenden Importeure ausgesetzt. Änderungen, die zur Erfüllung dieser Anforderungen erforderlich sind, wirken sich wiederum auf die gesamte Lieferkette aus und fördern den Einsatz umweltfreundlicherer Produktionsverfahren und Technologien.
Die Folgen des Klimawandels können den Handel stören
Direkte Auswirkungen des Klimawandels auf den Handel könnten sich aus häufigeren extremen Wetterereignissen und dem Anstieg des Meeresspiegels ergeben. Die Infrastruktur der Versorgungs-, Transport- und Verteilungsketten dürfte durch den Klimawandel anfälliger für Unterbrechungen werden. Die Seeschifffahrt, auf die rund 80 % des Welthandelsvolumens entfallen, könnte negative Folgen zu spüren bekommen, beispielsweise durch häufigere Hafenschließungen aufgrund von Extremereignissen. Wichtiger noch: Es wird erwartet, dass der Klimawandel die Produktivität aller Produktionsfaktoren (d. h. Arbeit, Kapital und Land) verringert, was letztlich zu Produktionseinbußen und einem Rückgang des Welthandelsvolumens führen wird.
Gleichzeitig könnte es durch die mögliche weitere Öffnung der arktischen Schifffahrtsrouten auch positive wirtschaftliche Auswirkungen auf die Seeschifffahrt geben, wenn auch auf Kosten der Umweltzerstörung.
Wie können die politischen Entscheidungsträger Handels- und Umweltpolitik optimal miteinander verbinden?
Wirksame umweltpolitische Maßnahmen und institutionelle Rahmenbedingungen sind auf lokaler, regionaler, nationaler und internationaler Ebene erforderlich. Die Auswirkungen der Handelsliberalisierung auf den Wohlstand eines Landes hängen davon ab, ob in dem betreffenden Land eine angemessene Umweltpolitik betrieben wird (z. B. korrekte Preisgestaltung für erschöpfbare Umweltressourcen). Eine strenge Umweltpolitik ist mit einer offenen Handelsregelung vereinbar, da sie Märkte für Umweltgüter schafft, die anschließend in Länder exportiert werden können, die bei den Umweltstandards nachziehen – der so genannte First-Mover-Vorteil. Dies gilt insbesondere für komplexe Technologien wie die erneuerbaren Energien.
Die Länder haben im Rahmen der Welthandelsorganisation (WTO) eine Reihe umweltbezogener Anstrengungen unternommen, darunter die Aushandlung von Zollsenkungen bei Umweltgütern und -dienstleistungen, das Bemühen um mehr Klarheit über das Verhältnis zwischen den bestehenden WTO-Regeln und den spezifischen Handelsverpflichtungen in multilateralen Umweltabkommen sowie das Bemühen um Disziplinen bei Fischereisubventionen. Auf diese Weise schafft die WTO einen multilateralen Rahmen für den internationalen Handel, der auch der falschen Versuchung eines „Wettlaufs nach unten“ entgegenwirkt.